Kirschbaumallee

Die Kirschbaumallee führt zum eigentlichen Schulgelände hinauf.
Ihren namen trägt sie aus gutem Grund. Die breite Straßen mit den Gehwegen daneben ist
gesäumten von kirschbäumen die im Frühling rosa blühen.

Ich ging langsam den Gehweg zum Internat hinauf. Es war alles so vertraut und doch wieder anders. Wie jedes Jahr, nur das dieses das letzte sein würde. Mein Gepäck wurde vom Chauffeur zum Gebäude transportiert, aber ich hatte darauf bestanden zu Fuß loszugehen, Ich hatte nicht länger in dem heißen schwarzen Wagen sitzen wollen. Die kühle Brise an diesem 1. September strich mir durch die braunen Haare und ich schloss kurz die Augen. Bald würde der Schulwahnsinn wieder seinen Lauf nehmen. Ich würde die ganzen Leute zu gesicht bekommen, die mich keineswegs interessierten. Nur mit meinem Kunstleher wollte ich reden und der Lehrerin Mrs. Jenkins, die bis Weilen das Fach Philosophie unterrichtete.

Und ein weiteres Jahr Schule.. so wirklich Lust hatte ich darauf ja nicht. Aber hey, es war immerhin das letzte. Nachdem ich mein Gepäck aus dem Auto geholt und mich von meiner Mutter verabschiedet, die mich sogar hergefahren hatte ging ich den Weg entlang. Der Wind ging mir ein bisschen auf den Keks, denn es verwuschelte meine Haare, was ich nicht gerade als angenehm empfand. Ich blickte auf die Uhr, während ich ging. Mhm.. als ich meinen Kopf wieder heben wollte, rannte ich auch schon gegen jemanden und stolperte ein paar Schritte zurück. "Kannst du nicht aufpassen?!" fluchte ich kurz, ohne zu gucken, gegen wen ich da überhaupt gerannt war.

Ich wurde durch einen groben Stoß aus meinen abschweifenden Gedanken gerissen. Vor mir stand ein Junge, vielleicht 10cm kleiner, und sah ziemlich sauer aus. »Ach halt doch den Mund.«, sagte ich in einem völlig gleichgültigen Ton. als ich aufihn herabsah, entdeckte ich schöne blaue Augen, die mir einen heißen Schauer über den Rücken jagten. Ich hatte mich noch nie so gefühlt. Mein Herz schlug etwas schneller, beruhigte sich aber wieder. Sollte das…? Nein. Schließlich war das ein Typ. Was war nur los mit mir? Was sollte das? Ich schüttelte mich unwillkürlich und war schon im Begriff weiterzugehen.

"Wieso sollte ich." hatte ich ihm noch geantwortet, bevor ich in Haselnussbraune Augen schaute, die mich verstummen ließen. Ich konnte mein Herz lauter Klopfen hören und für einen Moment, sah ich nur ihn. Bis ich meinen Kopf schüttele. Was sollte das denn?! Eher versuchte ich wieder einen etwas beleidigten Blick aufzusetzen, während ich ihm noch so gegenüberstand. Mein Blick huschte aber an ihm vorbei, an die Masse von Mädchen die gerade herstürmten, alle mit einem Zettel in der Hand. Was zum? Die sabberten ja fast schon?!

Wütend stieß ich ihn beiseite und ging weiter. kein einziges Wort verlor ich noch an ihn, aber Gedanken. Ich wusste, dass soetwas nicht gut war. Genauso wie die Masse von Mädchen hinter mir. Es würde ihr erstes Jahr sein und für manche in meinen Jahrgang auch schon das letzte. Eine lief schnell an mir vorbei, wurde abe rneben mir langsamer. Ich nickte ihr zu, ging aber wortlos weiter. DIe Mädchen interessiert mich im Moment nicht genauso wenig wie der Junge. Aber er hatte etwas, was mich insgeheim frösteln ließ. Ich hatte es eilig von disem Typ mit den ozeanblauen Augen weg zukommen. Hoffentlich liefen wir uns nicht nocheinmal über den Weg.

Zuerst wurde mein Gesichtsausdruck wütender, aber danach konnte ich mir ein schmunzeln einfach nicht verkneifen, als diese Horde von Weibern ihm folgten. War das nicht nervig? Naja, vielleicht mochte er das ja auch. Wer weiß. Mit einem Schulterzucken, das an mich selbst gerichtet war, blieb ich noch etwas stehen und schaute mich um, bevor ich mich wieder in Bewegung setzte. Durfte man hier draußen eigendlich Rauchen? Bestimmt, oder?
Ich kramte in meiner Hosentasche, holte die Packung herraus und zündete mir eine an. Dabei achtete ich darauf, dass nicht doch noch irgendwo ein Lehrer oder dergleichen stand.. Hoffte es auch.

Als all diese Mädchen mir folgten beschleunige ich meine Schritte und erreiche schon bald das Schulhaus. Von dort bog ich nach rechts ab und eilte zum haus der Jungen. Jetzt gab es für die Mädchen keinen Grund mehr mir zu folgen. Scheinbar enttäuscht gingen sie nach links und bald hörte ich ihr Gerede, lachen und gekreische schon nicht mehr. Eilig betrat ich das prächtige Haus und suchte mein Zimmer auf.

-> Andrews Zimmer

Nachdem ich irgendwann zuende geraucht hatte und es mir zu blöd war hier rumzustehen ging ich rein. Dabei seufzte ich, als ich mein Gepäck nahm und hoffte nur bald, drinnen zu sein. Ein klitzekleines bisschen entnervt ging ich in das Haus rein, schnurstracks in mein Zimmer, damit ich das lästige Gepäck endlich los war...

tbc: Leroys Zimmer